top of page
Bildschirmfoto 2022-02-19 um 16.06.24.png

    erstellen wir gerne kostenlos für dich >>>

DEINEN LERNPLAN
FÜR 2024

Kulturschock - Das macht man hier so!


Heute geht es um Kulturschock im wahrsten Sinne des Wortes.

Diese 3 schockierenden Regeln habe ich zum ersten Mal in Deutschland so extrem erlebt und weil sie mich ziemlich sprachlos gelassen haben, möchte ich dir davon erzÀhlen und auch gerne von dir hören, ob du das auch so erlebt hast und wie deine Reaktion dabei war.

Regel Nr. 1 - Im Regen bleibt man stehen

Das meine ich natĂŒrlich nicht ganz wortwörtlich, aber genau das ist im Endeffekt passiert.

Es war ein ganz verregneter Tag - also einer von den mehreren, die man so in Deutschland ziemlich hĂ€ufig erlebt - auch im Sommer, denn wie wir alle wissen, der deutsche Sommer ist eigentlich ein Mythos - den gibt es nĂ€mlich gar nicht so richtig, aber egal. An so einem Tag regnete es in Strömen. Es war ein typischer Sommerregen, denn der Regen kam ganz plötzlich aus dem Nichts, also aus dem heiteren Himmel so zu sagen. Die Deutschen sind normalerweise fĂŒr solche Situationen super ausgerĂŒstet - sie tragen nĂ€mlich entweder sicherheitshalber einen Regenschirm mit oder haben wie immer ihre gute Regenjacke an.

Ich hatte ĂŒberraschenderweise auch meinen Regenschirm dabei und hatte mich fast geĂ€rgert, dass ich ihn ĂŒberhaupt mitgenommen habe, da es an diesem Tag nicht so aussah, als es regnen wĂŒrde. Außerdem blieben mir nur noch ein paar hundert Meter bis zum Uni-GebĂ€ude. Auf jeden Fall fing es da plötzlich an, sehr stark zu regnen. Und ich war gerade am Überlegen, ob es sich lohnt, den Regenschirm zu öffnen oder ob es nicht besser wĂ€re, wenn ich einfach schnell rĂŒber laufen wĂŒrde. Auf der kleinen Seitenstraße, auf der ich gerade ging, gab es nicht so viele Menschen, aber wenn es welche gegeben hĂ€tte, dann hĂ€tten sie bestimmt in so einer Situation angefangen, schneller zu gehen und nach etwas zu suchen, wo sie sich darunter stellen konnten, bis der Regen vorbei war. Zumindest war das meine natĂŒrliche Erwartung - schnell laufen und sich vom Regen verstecken, damit man nicht nass wird.

So und wĂ€hrend ich mit mir selbst debattiert habe, kam mir eine rennende Person entgegen. Deshalb dachte ich mir - komm dann rennst du jetzt auch eben schnell auf die anderen Straßenseite und gut ist.

Zwischen uns gab es nur eine kleine Straße zum Überqueren. Und natĂŒrlich gab es da auch eine Ampel. Haha - Pfeif auf die Ampel und renn weiter, wĂŒrdest du sagen, bzw. schau kurz nach links und rechts und wenn keine Autos zu sehen sind, dann lauf schnell rĂŒber. Aber Moment mal! Es ist eine Ampel! Und wir sind in Deutschland! Also: Halt! Stopp!

So einfach ist das gar nicht. Denn man darf nicht einfach so bei Rot rĂŒber gehen. Ich sah mir die rennende Person an, die sich immer schneller nĂ€herte und dachte mir: "Er wird bestimmt nicht halten. Bei dem Regen und außerdem schien er wirklich in Eile zu sein. Also dachte ich mir, dass wir beide schnell ĂŒber die Straße rennen wĂŒrden.

Und was machte er stattdessen?

Er hielt an. Er hielt an der Ampel an und hat auf den Knopf gedrĂŒckt, damit die Ampel fĂŒr FußgĂ€nger auf GrĂŒn umschaltet.

Man weiß aber, dass das vermutlich erst nach 5 Minuten passieren wĂŒrde und dass er bis dann komplett nass sein wird. Aber das war ihm anscheinend in dem Moment egal. Er stand da ganz geduldig und hat es gar nicht gewagt, sich von der Stelle zu bewegen, geschweige es nach links oder nach rechts zu gucken.

Und glaub mir, hĂ€tte er es gemacht, hĂ€tte er nĂ€mlich gemerkt, dass da gar keine Autos waren. Aber nein! Dieser junge Mann stand da und hat auf die grĂŒne Ampel gewartet...

Ich war absolut schockiert.

Da bin ich plötzlich auch stehen geblieben und dachte mir - Na gut, da kannst du jetzt auch deinen Regenschirm rausholen.

Aber ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich ihm lieber den Regenschirm anbieten sollte, oder ob ich ihn ĂŒber meinen Kopf halten mĂŒsste.

So perplex war ich.

Die Hessen sagen dazu: Ich war ganz baff.

Ja, man darf eben ĂŒber eine rote Ampel nicht gehen und auch im Regen bleibt man stehen.

Ein paar Jahre spĂ€ter habe ich es noch einmal gewagt, schnell ĂŒber Straße zu laufen. Da war ich aber auch nicht alleine, sondern in Begleitung von ein paar deutschen Kollegen aus der Mittagspause und liefen schnell ĂŒber die Straße, weil unsere Pause schon vorbei war und wir uns fĂŒr die Arbeit nicht verspĂ€ten wollten. Als wir es bis zur HĂ€lfte der Straße geschafft haben, rief uns ein kleiner Junge hinterher: "RotgĂ€nger sterben frĂŒher"! Was?

Ja, richtig, der Junge war vielleicht im Alter von ca. 6 Jahren oder so. Er guckte uns ganz böse an und rief: "RotgĂ€nger sterben frĂŒher".

Das hat er bestimmt von seinen Eltern so gelernt. Und eigentlich hat er auch recht gehabt. Man sollte nicht ĂŒber die rote Ampel gehen, aber ich habe es in meinem Land nie so streng erlebt, dass alle stehen bleiben, sondern man schaut sich eben um und bleibt erst dann stehen, wenn Autos kommen.

Zum ersten Mal war es mir bewusst geworden, dass ein Erwachsener so eine Situation ganz anders einschĂ€tzt, als Kleinkinder zum Beispiel. Sie können oft nicht abschĂ€tzen, ob ein Auto bald kommt und sie sollten generell nicht ĂŒber die Straße laufen. Aber ich hatte mich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie als Vorbild fĂŒr kleine Kinder gesehen.

Seit diesem Vorfall habe ich mich nie wieder getraut, ĂŒber die rote Ampel zu gehen, wenn kleine Kinder dabei sind. Ich bleibe auch im Regen immer stehen.

Regel Nr. 2: Man darf sich laut schneuzen.

Dies passierte in einer meiner ersten Vorlesungen an der Uni. Die hieß glaube ich "EinfĂŒhrung in die Linguistik" bei Prof. Zimmermann. Diese eine Vorlesung also fing ganz normal an - Der Prof schrieb Sachen an die Tafel an. Wir fĂŒhrten unsere Notizen und im Raum war es ziemlich ruhig.

Plötzlich hielt der Professor mittendrin im Satz an. Es war ganz still. Ich dachte, dass etwas Unerlaubtes passiert ist, oder dass jemand sich zu Wort gemeldet hatte. Aber nein! Niemand wollte etwas sagen. Der Professor holte sein Taschentuch raus und blies sich die Seele raus. So richtig laut!

Ich war so - iiii - wie eklig ist das denn, bitte?!

Und das von einem Professor?! Mittendrin in der Vorlesung - was sollte das?

Ich meine, wenn man verschnupft ist, dann muss man sich schon irgendwie die Nase putzen, aber das macht man eher diskret. Man entschuldigt sich, man geht aus dem Zimmer raus, auf die Toilette oder irgendwo in eine ruhige Ecke hin und wischt sich die Nase ab, aber doch nicht mit so einem super lauten "Furzen" sage ich mal jetzt. Denn genauso hat sich das angehört. Wie das GerÀusch, was man macht, wenn man aufs Klo muss :-) Und ich finde das laute Schneuzen genauso unangebracht, wie das Pupsen, also das Furzen eben.

Zu meiner Überraschung aber ist das laute Naseputzen niemandem sonst aufgefallen außer mir. Alle saßen da, schrieben weiter und schauten eher gelangweilt aus. Am Ende der Vorlesung fingen dann alle plötzlich an zu klopfen. Das fand ich schon wieder irgendwie komisch. Manche haben sogar mit den FĂŒĂŸen auf den Boden gestampft. Haben sie bis zum Ende der Vorlesung gewartet, um ihre Empörung zu Ă€ußern? Nein! Das macht man hier so. Man klopft auf den Tisch oder man stampft mit den FĂŒĂŸen als Zeichen fĂŒr Anerkennung, also eine Art Applaus so zu sagen. Und ich dachte mir, dass das Klatschen mit den HĂ€nden international wĂ€re. Tja - an der Uni macht man das anders.

Regel Nr. 3: Man muss ganz nackt sein.

Das betrifft zwar nur die Sauna und die Umkleidekabinen, aber selbst das finde ich irgendwie ein bisschen zu viel.

Das erste Mal als ich in die Sauna wollte, wusste ich natĂŒrlich nicht, dass die Deutschen bei diesem Thema so sensibel reagieren.

Ich war da mit einer anderen auslÀndischen Freundin. Und als wir darein kamen, nur im Bikini, haben uns alle ganz komisch angestarrt.

Wir haben auch große Augen gemacht, weil wir da ganz viele nackte Menschen gesehen haben - meistens Ă€ltere Omas und Opas, die ich mir am liebsten gar nicht ansehen wollte. Und bevor ich mir weiter Gedanken darĂŒber machen konnte, sagte eine strenge Stimme "Ziehen Sie sich bitte komplett aus".

Meine Freundin und ich haben uns nur kurz angeschaut, umgedreht, ein kleines "Entschuldigung" gesagt und so schnell wie möglich die TĂŒr hinter uns wieder zugemacht.

Die Deutschen halten sich anscheinend ganz gern Regeln. Und in diesem Fall lautete die Regel: Man sitzt in der Sauna ganz nackig.

Also ohne jegliche körperliche Bedeckung. Ohne UnterwĂ€sche, Badeanzug oder so was, sondern ganz nackt. Man setzt sich zwar auf das Badetuch, aber man ist komplett nackt. Und dazu kommt noch, dass die Saunas in Deutschland schon meistens gemischt sind, d.h. MĂ€nner und Frauen dĂŒrfen zusammen in der Sauna sitzen.

Ja gut, an manchen Tagen werden extra Frauentage organisiert, aber an den anderen Tagen ist die Sauna gemischt.

Weiter ĂŒber das Thema "Nacktheit" unterhalte ich mich mit Claudia in der Kaffeepause:

Ja, das waren also meine 3 schockierenden Erlebnisse in Deutschland: Das ausnahmslose Warten an der roten Ampel, das laute Naseputzen und die Nacktheit in der Sauna.

Wie man so schön sagt: Andere Leute, andere Sitten.

So habe ich gelernt, dass nur weil etwas als normal in einem Land gilt, ist das nicht immer der Fall in einem anderen. Es ist wirklich interessant darĂŒber nachzudenken, wie solche gesellschaftlichen Regeln zustande kommen, und das sie nicht immer einen Sinn fĂŒr alle ergeben.

Mit der Zeit gewöhnt man sich an Vieles, aber so manche Sachen versetzen einen immer wieder in einen kleinen Kulturschock.

Deshalb möchte ich gerne mit dir weiter ĂŒber dieses Thema diskutieren:

Was ist fĂŒr dich ein Kulturschock?

Hast du es auch so Ă€hnlich erlebt wie ich oder ĂŒberraschen dich solche Sachen gar nicht? Vielleicht warst du in einem anderen Land und hast dort etwas Schockierendes oder etwas ganz Ungewöhnliches erlebt.

Die besten Kommentare gibt es wie immer auf meiner Webseite: www.germanskills.com.

Deshalb scroll runter und lass uns weiter ĂŒber das Thema diskutieren.

Damit du noch mehr Inspiration, wertvolle Tipps und Ideen zum Deutschlernen bekommst, abonniere dich jetzt kostenlos und du bekommst sie als Allererster sofort per E-Mail zugeschickt.

Also, bis zum nÀchsten Tipp.

Deine Herausforderin,

Dilyana

E-Book "Schluss mit den typischen Fehlern"

6.124 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle BeitrÀge

Alle ansehen

Gruezi aus Bern

Bildschirmfoto 2022-02-19 um 18.59.53.png

Hallo!

Ich bin Dilyana.
​
Du möchtest besser auf Deutsch kommunizieren und ich kann dir helfen.
  • YouTube
  • Instagram
  • TikTok
  • Facebook
  • LinkedIn
bottom of page